Handruckspritze von 1885

Text:Jörg Metzgen
In einer am 10. Dezember 1884 diesbezüglich einberufenen Versammlung der Kirchspiels-Gemeinde Mulsum wurde mit Stimmenmehrheit (33 zu 6 Stimmen) die Anschaffung einer Feuerspritze beschlossen.
Nach vorausgegangenem Beschluß der Gemeinde-Ausschuss-Versammlung im März 1885 ein Spritzenhaus neben dem Friedhof zu bauen sowie Festlegung der Modalitäten für die Bestellung der Spritze am 26. September 1885, wurde die Freiwillige Feuerwehr Mulsum gegründet.
Hier sei noch zu erwähnen, das die Gemeinde am 21. Juni 1879 einstweilen beschlossen hatte auf die Anschaffung einer Feuerspritze zu verzichten, weil "es hier an junger Mannschaft fehlt um eine Feuerspritze zu almanetieren, und da ein jedes Haus mit Feuerlöschgeräthschaften gut versehen, mit einen lederen Eimer, einen Feuerharken, eine Leiter und eine Laterne besitzen."
Der mit dem Kauf beauftragte Schneidermeister Richard Felkel aus Dorum bestellte bei der Fabrik für Feuerlöschmaschinen G.A. Jauck, Leipzig, eine fahrbare Saug- und Druckspritze (Landspritze Nr. 4 mit Zubringer) zu einem Komplettpreis von 1.200,- Mark.
Nachdem die neue Spritze 1886 den ersten Einsatz bei einem Brand in Dorum hatte, versah sie noch viele Jahre (inoffiziell bis heute) ihren Dienst.

Im August 2000 wurde im Rahmen eines Feuerwehrdienstes die Möglichkeit diskutiert die Handdruckspritze in der Originalfarbgebung wieder herzustellen, nachdem sie anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Feuerwehr Mulsum im Jahre 1985 mit einem blau/rotem Anstrich versehen wurde.
Hinsichtlich der ursprünglichen Farbgebung lagen keine hinreichenden Informationen vor, bis nach umfangreichen Recherchen im Internet und deutschlandweitem Schriftwechsel mit verschiedenen Privathistorikern, Feuerwehren und Feuerwehrmuseen feststand:
"Geräte des Hersteller G.A. Jauck aus den 1880er und 1890er Jahren trugen einen dunkelgrünen Anstrich (das ist heute die RAL-Farbnummer 6009: Tannengrün) mit rotbraunen Begleitstrichen als Zierlinien. Bekannt sind aber auch frühere Anfertigungen mit einem schwarz/weißen Anstrich, wobei die Farbe weiß aber nur als Zierlinie am Wasserkasten vorkam."                                                                                                        

Im November 2001 trat die Arbeitsgruppe "Handdruckspritze von 1885", nach symbolischer Außerdienststellung des Feuerlöschgerätes, erstmalig für die besprochene Aufgabenstellung zusammen.
Im Rahmen der gesamten Renovierungsphase wurde die Handdruckspritze total zerlegt, abgeschliffen, grundiert und neu lackiert
Schadhafte Teile wurden ausgebessert bzw. erneuert (so wurde z.B. das Bodenblech des Wasserkastens neu gefertigt und passend eingeschweißt) oder auch neu angefertigt (wie z.B. die gepolsterten Sitzbezüge, die Dichtungen der Pumpe oder die Lederriemen zur Befestigung der Gerätschaften)
Darüber hinaus wurde das aus Messing gefertigte Spritzen-Pumpwerk sowie die aus Kupfer gefertigten Zubehörteile fein abgeschliffen und neu poliert
Abschließend gesehen wurden mit 17 Feuerwehrkameraden in kleinen Gruppierungen und wechselnder Zusammensetzung 280 Arbeitsstunden für die Renovierungsarbeiten an der Handdruckspritze aufgebracht.
Heute ist die Handdruckspritze mit all ihren Baugruppen montiert und den Gerätschaften ausgerüstet. Sie kann auch wieder Wasser ansaugen und abgeben.
Zum öffentlichen Löscheinsatz kam unser antikes Feuerlöschgerät Pfingsten 2009 anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Schützenverein Mulsum von 1909 e.V. und 2010 anlässlich des 125-jährigen Jubliäums unserer Feuerwehr im September.
Vorausschauend geplant ist mit detaillierten Feinarbeiten (wie z.B. Zierlinien am Wasserkasten, den Rädern und weiteren Teilbereichen) nach einer Vorlage von  1888, der Handdruckspritze einen zusätzlichen Augenmerk zu geben.

Handdruckspritze